Zukünftige Aufgaben der Kulturvermittlung


Digitalisierung, Kulturvermittlung / Freitag, November 30th, 2018

Mein Besuch in Salzburg beim Arbeitskreis neu hat bei mir mehrere Dinge ausgelöst. Alles begann mit einer Einladung, auf der Veranstaltung „Kultur digital vermitteln“ einen Impuls zu liefern. Ich habe zu diesem Thema schon häufiger gesprochen und hätte auch einige Dinge von schon gehaltenen Präsentationen nutzen können. Aber die Aussicht, auf eine Gruppe zu treffen, die auf Vermittlung spezialisiert ist, reizte mich, das Thema noch einmal neu zu durchdenken. Ich habe mir daraufhin angeschaut, was sich hinter einzelnen, oft gesagten Begriffen verbirgt. Und welche Konsequenzen das für unser Handeln haben sollte.

Großes Kompliment an die Macherinnen vom Arbeitskreis neu. Sandra Kobel, Magdalena Stieb, Anita Thanhofer und Eva Winkler  haben mit kreativen Ideen und Methoden einen Tag geplant, der nicht nur einen gut funktionierenden Workshop-Part hatte. Mir hat auch die Verknüpfung von Impulsen und World Café richtig gut gefallen. Die knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden schon während der Präsentationen aufgefordert, sich Fragen zu notieren. Diese wurden dann anschließend in die jeweiligen Themenbereiche gelegt, aus denen dann später drei Fragen über ein Ranking für das spätere gemeinsame Brainstormen im World Café ausgewählt wurden. Am Ende war natürlich wieder nicht genug Zeit, alles erschöpfend zu behandeln.

Deswegen – und das ist mein zweites Learning aus der Veranstaltung – müssen wir uns dringend um Fortbildungs-Formate für die Kulturvermittler kümmern. Meinen Impuls habe ich jedenfalls an dieser Stelle schon einmal verbloggt und ich will mich gerne um weiteren Input in diesem Zusammenhang bemühen. Denn für mich ist es ein echtes Anliegen, den Kulturvermittlern aufzuzeigen, wie sehr ihre Expertise auch im Netz gebraucht wird. 

Digitalisierung

Unsere Zeit ist eine brandneue Welt der Gleichzeitigkeit. ‚Zeit‘ hat aufgehört, ‚Raum‘ ist verschwunden. Wir leben jetzt in einem globalen Dorf … ein simultanes Happening.

Marshall McLuhan, Understanding Media, 1964

Ich möchte hier gezielt einmal aus der Perspektive der Kulturvermittlung auf die Digitalisierung und ihre Auswirkungen für die Menschen schauen. Die Frage von Datenmengen und Tools stellt sich mich hier zunächst einmal gar nicht. Viel interessanter ist doch, wie die Digitalisierung unsere Wahrnehmung beeinflusst oder die Art und Weise, wie wir miteinander interagieren. Das sind die Parameter, die für die Vermittlung von Interesse sind. Und auch, wenn so mancher den Gedanken vom globalen Dorf überholt findet, ich möchte gerne einen zweiten Blick darauf werfen. Die Idee ist spannend im Hinblick auf die Chancen, mehr Menschen zu erreichen, individualisierte Zugänge zu skalieren und sich mit einer neuen Vorstellung von Gemeinschaft auseinanderzusetzen.

Dazu passt auch, was Regina Schiller über den Wandel der Museen zu sozialen Orten gesagt hat. Mein Mantra war ja bislang auch immer, mehr den Begriff des Sozialen zu betonen und die Medien als das zu nehmen, was sie sind: Möglichkeiten, Inhalte zu übermitteln.

„Die Ausstellungsstücke werden im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit zu sozialen Objekten in sozialen Institutionen. So werden Museen zu Orten des personalen , sozialen und virtuellen Lernens.„

Regina Schiller: Praxisbericht über digitale Medien in der Bildung. In: N. Nistor, S. Schirlitz (Hrsg.) Digitale Medien und Interdisziplinarität

Ich glaube, dass die Digitalisierung für ein neues Verständnis der Kulturvermittlung sorgen kann. Denn von dort kommt ja eigentlich der Diskurs über Partizipation, Transparenz und selbstbestimmtes Lernen. Wenn wir nur mal den Begriff des Prosumenten in den Raum werfen, lassen sich eine Menge an Vermittlungstheorien anknüpfen. Aber da, wo über Methoden nachgedacht wird, wie man den Besucher zu eigenen Äußerungen und Beiträgen anregen kann, da trifft man dieses Bedürfnis im Analogen wie im Digitalen. Da ergibt sich jede Menge Schnittstellen, an denen die Kulturvermittlung leicht ins Digitale einsteigen kann.

Bildungsauftrag

 Das Lernen im Kontext der zunehmenden Digitalisierung von Gesellschaft und Arbeitswelt sowie das kritische Reflektieren darüber sind integrale Bestandteile des Bildungsauftrages.

Die Kultusminister-Konferenz hat 2016 etwas sehr Entscheidendes gesagt. Und wenn wir jetzt davon ausgehen, dass Kulturinstitutionen für sich selber auch einen Bildungsauftrag definieren, dann wird deutlich, wohin die Reise gehen muss. Allerdings wurde in den meisten Fällen noch nicht einmal der Koffer gepackt. Ehe man sich überhaupt in der Lage fühlt, sich Gedanken über die Erfüllung eines Bildungsauftrages im Digitalen zu machen, muss man sich allerdings auch erst einmal über die Definition des Bildungsauftrags innerhalb der Institution machen. Ich weiß, dass auch hier oft die Ressourcen fehlen und man sich meist im Alltagsgeschäft verliert.

Sicher lassen sich viele Dinge auch von Schule und Universität abschauen, wo meines Erachtens innovative Bildungskonzepte öfter zu finden sind. Aber es geht auch darum, für den außerschulischen Bereich neue Ideen zu entwickeln. Denn meist lässt sich nicht alles eins zu eins übernehmen. Es geht um Open Education, E-Learning, interdisziplinäres Lernen aber auch um eine neue Kultur des Teilens und der Teilhabe an Wissen. Auch um Detailfragen der Erfahrungen, die die Besucher machen können und auf welche Weise man damit Bildungsziele verbinden kann.

Es geht um Bildung in der Digitalisierung, nicht um Digitalisierung der Bildung.

Ein Satz von Dr. Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung, der das ganz schön auf den Punkt bringt.

Zuletzt hörte ich, dass die Besucher heute nicht mehr zum Zwecke der Bildung in Museen und Kulturorte gehen würden, sondern weil sie dort ein besonderes Erlebnis erwarten würden. Ich glaube, da ist viel Wahres dran, allerdings muss das nicht bedeuten, dass man sich als Institution komplett von der Idee der Bildung verabschieden muss. Mehr denn je gilt es, diese an die Lebenswelt der Besucher anzupassen, damit sie nicht ins Leere läuft.

In den Runden des World Cafés, das wir in Salzburg bespielen konnte, ging es immer wieder um die Frage, ob es eine eigene Didaktik für den digitalen Raum brauchen würde. Meine Antwort lautet: Ja und Nein. Natürlich geht es darum, die Inhalte entsprechend des Mediums anzupassen, in dem man unterwegs ist. Didaktik ist neben der Theorie von Bildungsinhalten auch das Formulieren von Zielen innerhalb definierter Lernprozesse. Und die können doch zum Teil auch die sein, um die es uns schon im Analogen ging. Plus der Thematik Medienkompetenz.

Die Debatte darf nicht von der Technologie ausgehen, sondern von der Didaktik!

Jöran Muuß-Merholz ist der Auffassung, dass es eine digitale Didaktik gar nicht erst braucht. Und ich finde auch, dass wir eine Menge spannender Methoden bereits haben, die man nur auf den digitalen Raum anpassen muss. Dass diese Anpassung allerdings erforderlich ist, davon bin ich mehr als überzeugt. Denn wir müssen uns genau anschauen, in welcher Umgebung wir uns befinden, wenn wir mit unseren Inhalten unterwegs sind. Genauso, wie der außerschulische Lernort eine Rolle spielt, ist es eben auch von Bedeutung, auf welcher Plattform wir wie die Menschen erreichen. Und dabei ist ein entscheidender Punkt, wenn wir auf eine Differenzierung von Kulturvermittlung und Marketing bzw. Öffentlichkeitsarbeit Wert legen. Und uns zu einem Bildungsauftrag im Netz bekennen, den wir bewusst gestalten können. Ich hoffe, dass wir nun bei der Frage angekommen sind, WIE wir dies tun sollten. (Zulange ging es immer nur um das OB!)

Digitale Medien, Werkzeuge und Kommunikationsplattformen verändern nicht nur Kommunikations- und Arbeitsabläufe, sondern erlauben auch neue schöpferische Prozesse und damit neue mediale Wirklichkeiten.

Wieder spielt mir die Kultusministerkonferenz in die Hände und ich bin sehr entzückt, das zu lesen. Schön, wenn diesen Bekenntnissen dann auch die entsprechenden Taten folgen können.

Lernumgebungen

Online-Sammlungen, virtuelle Ausstellungen, Blogs, Soziale Netzwerke, Plattformen, Virtual Reality, Augmented Reality, Digitale Kunst – allein bei dieser Aufzählung wird einem bewusst, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen für eine Kulturvermittlung im Digitalen sein kann. Wir müssen uns jede Umgebung genau ansehen, auf ihre Wahrnehmungsbedingungen hin untersuchen, Kommunikationswege analysieren und erst dann lässt sich eine sinnvolle Idee für die Kulturvermittlung entwickeln.

Ich schließe mich uneingeschränkt der Forderung „Gestaltung versus Algorithmus“an. So oft ich höre, dass sich Kulturinstitutionen den Kopf darüber zerbrechen, ob sie denn nicht vielleicht doch eine Werbung schalten sollten, weil ja das böse Facebook die eigenen Inhalte den Followern nicht so in die Timeline spült, wie man das gerne hätte. (Ja, ich weiß, da ist sicherlich aus der Sicht des Marketing viel Wahres dran und ich kenne auch Erfolgsmeldungen, was solche Anzeigen angeht. Andererseits nervt es mich sehr, wenn ich wieder und wieder einen sponsored post zu sehen kriege. Den ich im Übrigen auch schon brav gelikt hatte!)

Die wichtige Frage ist bei all dem: Was will man erreichen? Wen will man erreichen? Welche Lernprozesse verfolgt man? Wie werden die Inhalte aufbereitet? Was gibt das Methodische her? Wie stiftet man Interaktion an? Ein in sich sehr komplexer und sensibel zu steuernder Prozess!! Wie kann ich Komplexität so reduzieren, dass sie nicht verflacht wird, sondern neugierig macht? Wo treffe ich die intrinsische Motivation der Community, sich zu engagieren und sich Wissen anzueignen?

Dabei gilt es, einer Dramaturgie zu folgen, Einstiegsmöglichkeiten zu bieten, gut verdaubare Häppchen zu servieren. Und da haben wir ja schon viele Lösungen erarbeitet. Nur halt noch nicht flächendeckend für das Digitale.

Auch unter den Bedingungen der Digitalität verschwindet das Analoge nicht, sondern wird neu be- und teilweise sogar aufgewertet.

Felix Stalder, Kultur der Digitalität

Aufgabenzettel für eine zukünftige Kulturvermittlung

  • Kunstvermittlung mit Medienkompetenz verbinden.
  • Den digitalen Besucher und dessen Bedürfnisse kennen.
  • Kreativität in den digitalen Raum bringen. Vorhandene Strukturen anpassen. Ausprobieren.
  • Den digitalen Wandel als Chance begreifen – als Erweiterung des Handlungsspielraums und auch für das Selbstverständnis der Kunstvermittlung.
  • Neue Ansätze in der Fortbildung fordern.
  • Netzwerke nutzen und stärken. Kooperationen planen.
  • Proaktiv und kontinuierlich gestalten.

Seht ihr noch weitere Aufgaben, die man hier notieren sollte? Oder versteht ihr Kulturvermittlung vielleicht ganz anders? Ein Diskurs ist notwendig und ich freue mich, wenn ich dazu beitragen kann.

19 Replies to “Zukünftige Aufgaben der Kulturvermittlung”

  1. Liebe Anke, danke für die Zusammenfassung Deiner Gedanken! Wenn es um die Bildung in der Digitalisierung geht und nicht um die Digitalisierung der Bildung, dann stellt sich für mich die Frage, wer weiß da jetzt eigentlich was und wer kann von wem lernen? Gilt da noch die Unterscheidung Lehrende – Lernende?

    Der Begriff der sozialen Objekte gefällt mir gut, er tauchte 2008 in einem
    Blogpost
    von Hugh MacLeod auf. Er meint, ohne soziale Objekte haben wir nichts, worüber wir reden können. Er bezog das damals auf das Marketing, aber das gilt für mich auch für die Vermittlungsarbeit. Womit dann auch eine der Aufgaben der Kulturvermittlung genannt wäre: soziale Objekte finden/entwickeln.

  2. Bei vielen mag ich applaudieren, bei einigen wehement widersprechen.

    Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, wir müssen uns stets an den – sich kontinuierlich ändernden – Bedürfnissen der Besucher orientieren.

    Wenn der Ort „Museum“ zu einem herausragenden Ort für „quality time“ wird sollte sich die Museumswelt freuen. Und das Vermittlungsangebot auch digital darauf abstimmen.

    Denn ein jeder, der vor seinen Freunden gerne darauf hinweist, Kturinteressiert zu sein will dich auf die einfachste Rückfrage, was es denn zusehen hab, nicht nur „Bilder“ antworten wollen.

    Liebe Museumswelt … Es ist nicht immer der wissenschaftliche Ansatz, der hier gewinnt. Lasst uns die Augen öffnen und auch die Neugierde, und beides vor, während und nach dem Besuch im ausreichenden Maße befriedigen.

  3. Liebe Anke,

    danke für den schönen Beitrag, der viele grundlegende Dinge auf den Punkt bringt. Besonders die Forderung nach dem WIE statt dem OB kann man leider nie genug verkünden. Auch ich bin der Meinung, dass man von der herkömmlichen Didaktik ausgehen sollte und diese für digitale Methoden/ Medien (auch im Verbund analog-digital) anwenden sollte. Zu oft steht meiner Meinung nach noch eine konkrete Technik im Vordergrung (z.B. AR/ VR etc.) und nicht die dahinter stehenden Frage, die du nennst „Was will man erreichen?“- woraus ich die passende Methode und Aufbereitung (zB VR, AR etc.) wähle. Nicht anders herum!

    Die Frage nach dem Wie: Für mich hat sich bisher eine Orientierung am Design Thinking (in fünf Schritten nah an und mit der Zielgruppe Vorgehensweisen gemeinsam entwickeln) in Kombination mit partizipativem Einbezug der Zielgruppe sehr gelohnt. So könnte auch die Kulturvermittlung nah an den Bedürfnissen ein bisschen systematischer vorgehen.
    Auch die Auflösung klassischer Rollen, die Christian Henner-Fehr ansprich, finde ich sehr spannend und kann gut mit der Verwendung digitaler Medien einher gehen!
    Außerdem denke ich, dass auch das Arbeiten in interdisiplinären Teams hier auch eine Aufgabe wäre – mit Marketing, IT, Kuration etc. gemeinsam.

    Liebe Grüße
    Anja

    1. Liebe Anja,

      oh ja, Design Thinking ist ein super Ansatz, überhaupt gibt es einige ähnliche Verfahren, die man super adaptieren kann. Auch die Customer Journey ist spannend in dieser Hinsicht. Man muss es alles ein bisschen anpassen auf den Kulturbetrieb. Und natürlich muss einfach am Ende auch die entsprechende Haltung vorhanden sein, mit der der Wille zur Veränderung und zu Innovation einhergeht.

      Liebe Grüße
      Anke

  4. Lieber Christian,

    ja, das ist die Entwicklung, dass die Rollen verschwimmen, das Lernen sehr viel selbstbestimmter verläuft. Mir gefällt diese Idee der Auseinandersetzung auf Augenhöhe auch im Bildungszusammenhang. Man muss das Verhältnis dann neu definieren, aber ich bin sicher, dass es viel bringt, so zu denken.

    Danke für die zusätzliche Aufgabe, die ich auf den Aufgabenzettel schreiben könnte.

    Liebe Grüße
    Anke

  5. Liebe Anke,

    vielen Dank für deine differenzierten Gedanken. Gestolpert bin ich über die Frage nach dem WIE und nicht dem OB der digitalen Kulturvermittlung. Ich befürchte nämlich, dass wir bei der Masse der Kultureinrichtungen noch immer bei der Frage nach dem OB stehen.

    Ich hatte jüngst einen kleinen Einblick in die konkreten Planungen für eine Museumsakademie. Dabei durften die Museen die Inhalte per Feedback einer Befragung mit gestalten. Das Thema Digitalisierung wurde dabei keine Priorität eingeräumt. Entsprechend wird die Akademie ohne Inhalte im Bereich der digitalen Strategien starten. Wenn ich mir anschaue, welche Rückstände viele Museen in diesem Bereich haben, dann ist der einzig logische Schluss: Man hat die Notwendigkeit digitaler Vermittlung noch gar nicht erkannt, man stellt sich offensichtlich noch nicht mal die Frage nach dem OB oder hat sie bereits negativ beantwortet.

    Liebe Grüße
    Damian

    1. Lieber Damian,

      ich weiß! Das ist ja mein Antrieb, es immer wieder in die Diskussion zu bringen, dass wir kaum über das OB hinauskommen. Ich wollte an dieser Stelle, diese Hürde einmal überspringen, weil es mir wichtig war, in die Zukunft zu blicken. Das ist so dringend. Die ewigen Diskussionen um das OB und vor allem dieses gegeneinander ausspielen von digital und analog. Als ob ich nicht total gerne mit Menschen live und zum Anfassen vor der Kunst stehen möchte. Als ob ich nicht ein riesen Arsenal an bunten Stiften und tollen Papieren hätte, mit denen ich gerne experimentiere. Aber das ist ja gar nicht der Punkt!!!

      Wir sind uns eh einig. Es ist die Frage, wie bringe ich es den anderen bei?

      Liebe Grüße
      Anke

  6. Frage, wie schauen dann zukünftige Stellenausschreibungen in der Kulturvermittlung aus?, Kentnisse Adobe Cloud, Abschluss in digitaler Geisteswissenschaft, Technische Kompetenz, modding, coder,…

    Was tun mit dem Alteisen, die nicht mit der Zeit gehen, gehen sie von selbst? – Ich kann mir gut vorstellen, das einige Führungskräfte Angst haben vordem was da steht, denn keiner gesteht gern seine Unwissenheit ein und oftmals kommt eine Ablehnung. Museum wird/ist ein sozialer Raum, Für Menschen gemacht und nicht für Objekte. Suchen wir jetzt Sozialarbeiter für die Kulturvermittlung?

    Wie schaut ein zukünftiges Dreamteam aus, wie ist es bei euch?

    Lg
    Fatih

    1. Hallo Fatih,

      die Stellenausschreibungen gehen bereits seit Jahren von Kenntnissen in digitaler Technik aus. Gerade Adobe Cloud und Kenntnisse in der Verwaltung von Websites gehören zum Standardrepertoire. Führungskräfte müssen erkennen, dass junge Mitarbeiter mit diesen speziellen Kenntnissen das Museum voranbringen. Der Strukturwandel ist doch längst im vollen Gange, nur die Kultur hinkt hinterher. Ich habe selbst miterleben dürfen, wie ein langjähriges Projekt für kulturelle Bildung nicht zuletzt an der Weigerung gescheitert ist, diese digitale Transformation zuzulassen.

      VG
      Damian

    2. Lieber Fatih,

      ich glaube, es geht nicht zwingend darum, Techniknerds in der Kulturvermittlung zu implementieren. Es geht darum, ein Verständnis für die Gespräche und Interessen der Menschen zu entwickeln, die sich im digitalen Raum treffen. Ein Verständnis dafür, wie man sich als Kulturvermittlungsmenschen hier einbringen kann. Es hilft natürlich, wenn man eine gewisse Medienkompetenz hat. Und falls man tatsächlich dazu kommen sollte, komplexe technische Lösungen für die Kulturvermittlung nutzen zu wollen, da empfehle ich dann Kooperationen bzw. Beauftragung von Fachleuten.

      Ich will keine Sozialarbeiter, aber vielleicht tut ein bisschen Austausch und Coaching ganz gut, was meinst du?

      Liebe Grüße
      Anke

  7. Lieber Damian,

    die wesentlichsten Kennzahlen sind, wieviel zahlende Einzelbesucher und Gruppen hatten wir? – was ist mein ROI, Digital vs. Analog. Sprechen wir mal über die Zahlen,… ansonst mit Stift weiter malen,…

    1. Dann sind wir wieder bei der Frage nach dem OB, Fatih. Ein Museum kann und sollte sich aber auf gar keinen Fall der Digitalisierung gänzlich verschließen. Das hätte nur zur Folge, dass es bei den Zielgruppen weiter an Relevanz verliert, weil andere Häuser die Möglichkeiten der digitalen Kulturvermittlung längst erkannt haben. Die Frage nach dem OB ist viel zu kurz gedacht. Wenn der finanzielle Rahmen eng gespannt ist, gilt es ressourcenschonende Strategien zu entwickeln, zum Beispiel über Kooperationen oder spezielle Förderprogramme. Gerade die Kultur im ländlichen Raum hat in letzter Zeit viel Beachtung gefunden und rückt immer mehr in den Fokus von Fördermöglichkeiten. Digitalisierung abzulehnen ist definitiv eine Sackgasse.

      1. Lieber Damian, lieber Fatih,

        ich glaube, dass es spannend sein kann, über neue Bezahlmodelle nachzudenken. Aber auf der anderen Seite muss ich auch nochmal auf die Frage des Bildungsauftrags zurückkommen. Vor allem für öffentliche Einrichtungen sehe ich eine gewisse Verantwortung jenseits von gekauften Eintrittskarten. Und erst wenn man den Besucher nicht nur als jemanden versteht, der sich innerhalb der physischen Mauern des Museums bewegt, hat man die richtige Haltung, mit der sich dann die nächsten Schritte eigentlich zwangsläufig ergeben sollten.

        Liebe Grüße von Anke

          1. So sieht es aus! Und leider bedeutet es auch, dass die ganze Sache mit der Besucherorientierung komplexer wird. Aber niemand hat gesagt, dass alles leichter wird 🙂

  8. Liebe Anke, danke für diesen spannenden Beitrag!
    Darin hast du viele wichtige Gedanken verortet, denen es gilt nachzugehen. Kulturvermittlung muss sich also auf den Weg machen und Aufgaben lösen. Um den Diskurs aufzugreifen, möchte ich gerne eine, wir mir scheint, wesentliche Aufgabe zu Beginn dieser digitalen Reise aufgreifen, nämlich jene zum Thema: “Gestaltung versus Algorithmus”.

    Vermittlung im digitalen Raum hat, zumindest nicht erstrangig, mit Reichweite zu tun. Obwohl es ein Zusammenspiel zwischen den Abteilungen Marketing und Kulturvermittlung geben muss, hat die Kulturvermittlung nicht dieselben Ziele wie das Marketing und sollte sich diesen „Rucksack“ auch nicht umhängen lassen.
    Kulturvermittlung, offline und somit auch online, befindet sich an der Schnittstelle zwischen Publikum und Kulturgut. Für die Kulturvermittlung stehen Wünsche und Ziele des Publikums im Fokus. Was braucht das (digitale) Publikum? Wonach sucht das (digitale) Publikum. Welche Fragen stellt das Publikum? Und wo und wie kann Kulturvermittlung dabei begleiten, initiieren, aufnehmen und zur Partizipation auffordern.
    Die Kanäle der sozialen Plattformen sind ohnehin auf Teilhabe und Partizipation ausgelegt und bieten somit bereits den Rahmen, der mit didaktisch und methodisch entwickelten Angeboten und Programmen „belebt“ werden kann.
    Die Kulturvermittlung bietet unzählige und bereits erprobte Wege und Möglichkeiten mit dem Publikum in Diskurs zu treten. Durch den digitalen Raum hat die Kulturvermittlung zusätzlichen Raum bekommen um zu vermitteln. In diesem Sinne, liebe KollegInnen: „Let´s meet digital“

    Nachtrag: Es geht nicht um ein entweder oder. Es geht um ein UND. (Analog und Digital)

  9. Liebe Anita,

    das hast du gut auf den Punkt gebracht: es gilt, diese Fragen zu stellen, die du oben aufgelistet hast. Und wie es ja auch immer unser Job ist, zu erfahren, was das Publikum will. Und es ist eben so, dass das digitale Publikum bestimmte Dinge braucht. Genauso, wie es ein Unterschied ist, ob ich eine Schulklasse vor mir habe, oder eine Gruppe, die ein Damenprogramm möchte. Es sind immer die Kontexte wichtig, in denen wir mit dem Publikum in Kontakt treten.

    Und ja, der Diskurs muss ganz dringend geführt werden. Weil es mit Sicherheit auch Erfahrungen gibt mit Dingen, die nicht so gut funktioniert haben. Da möchte ich gerne hinschauen. Weil ja mittlerweile alle für sich reklamieren, dass sie Kulturvermittlung betreiben. Es ist wichtig, da mal genau nachzuschauen, was ist der Vermittlungsanspruch in so manchem Projekt. Und wie unterschieden wir das von Marketing-Aktionen oder Öffentlichkeitsarbeit?

    Viele Grüße und auf bald in anderen Zusammenhängen

    Anke

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