Wem gehören die Bilder? Ein Symposium zu Bildrechten im Marta Herford versuchte Antworten zu finden.


Allgemein, Digitalisierung / Dienstag, Oktober 2nd, 2018

Am 14. und 15. September fand im Marta Herford ein Symposium statt, dass sich einem sehr wichtigen, aber auch nicht ganz einfach zu besprechenden Thema widmete. Es ging um Bild- und Urheberrechte im digitalen Zeitalter. Roland Nachtigäller und Wolfgang Ullrich haben die Idee zu dieser Veranstaltung aus einem Twitter-Pingpong entwickelt. Das finde ich großartig und es zeigt, wie immer wieder fantastische Projekte aus dem Austausch in den sozialen Netzwerken entstehen können.

Mit sehr guten Vorträgen wurde an zwei Tagen in Herford das Urheberrecht aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Einen lesenswerten Artikel hat Damian Kaufmann schon mit einer Rückschau veröffentlicht. Er berichtet zudem von früheren Diskussionen zum Urheberrecht und daraus resultierenden Statements, bevor er dann die zentralen Aussagen des Symposiums zusammenfasst. Ellen Euler und Wolfgang Ullrich haben ihre Vorträge schon online gestellt. Und es werden sicher noch mehr Beiträge werden. Die trage ich dann gerne hier nach.

Das Marta hatte mich als Twitter-Korrespondentin engagiert und ich habe live vom Symposium berichtet. Zum Nachlesen sind hier einige Tweets aus der Veranstaltung eingefangen und für euch versammelt. Der Lesbarkeit halber seht ihr meine Tweets in Zitatform und die anderer Twitterer sind als Bild eingebunden. Noch könnt ihr alles unter dem Hashtag #mconf18 oder #wemgehörendiebilder alle Tweets nachlesen.

 

Freitag, 14.09.

Roland Nachtigäller Direktor Marta Herford: Begrüßung

„Das Thema brennt vielen von uns auf den Nägeln und es geht darum, sich um Lösungen zu kümmern, so Roland Nachtigäller (@n8iger ), der als Direktor des @martamuseum das Symposium eröffnet.“

Wolfgang Ullrich Kunstwissenschaftler, Leipzig: Zur Einführung

„Marktwert, Mehrwert, Image – scheint, als seien dies die Parameter, an denen Bildrechte gemessen werden.“

„Ein möglicher Ansatz für eine Lösung könnte die Stärkung des Zitatrechtes sein, so @ideenfreiheit

„Die großen Galerien handeln mit Kunst wie mit Luxusmarken. Objekte wie Bilder von Förg werden da nicht als Kunst wahrgenommen, so @ideenfreiheit Und Wissenschaftler werden nicht über Künstler schreiben, die sie nicht angemessen abbilden dürfen.“

Dr. Dr. Grischka Petri Universität Bonn: Rück- und Ausblicke: Bildrechte, Urheberrechte, Eigentum und Besucherordnungen

„Wehe dir: Betrüger und Dieb fremder Arbeit und Schöpferkraft“ O-Ton Albrecht Dürer. Es tut gut, sich nochmal zu vergegenwärtigen, worum es beim Recht am geistigen Eigentum eigentlich geht.“

„Bildrechte werden nicht nur durch das Urheberrecht geregelt. Auch andere Absprachen sind möglich, so Petri. Wir sehen, #wemgehörendiebilder ist sehr vielschichtig. Auch Besucherordnungen oder gemeinsame Projektideen beinhalten evtl. dahingehend Verträge.“

„Urherberrecht als Kontrollinstrument für eigentlich ökonomische Interessen. Und natürlich geht es auch um die Frage der Deutungshoheit! Petri zeigt auf, welch unterschiedliche Verwertungsbegehren bei der Frage #wemgehörendiebilder eine Rolle spielen.“

„Die Freude an der möglichen Aufforderung, im Museum zu fotografieren, kann rasch getrübt werden, wenn die Rechte nicht lückenlos geklärt sind. G. Petri spricht über einen Spagat, den man als Besucher beim Fotografieren im Museum machen müsste.“

Brigitte Waldach Künstlerin, Berlin: Ariadne im Bilderlabyrinth – Original, Zitat und Aneignung

„Meine Bilder gehören auch der Öffentlichkeit. Dafür bin ich Künstlerin geworden. So Brigitte Waldach.“

„Wir leben in einer Welt aus Vor- und Nachbildern, die in unser kollektives Bewusstsein eingegangen sind. Waldach zeigt Beispiele von Bildzitaten, mit denen sie arbeitet. Z.B. die Bilder vom erschossenen B. Ohnesorg.“

„Was ist Aneignung? Für die künstlerische Aneignung ist die Verwendung in einer neuen „Hauptsache“ wesentlich, führt Waldach aus. Richters Bilderzylkus 18. Oktober 1977 dienen hier als Beispiele. Richter verwendete hier Bilder aus dem Stern.“

Matthias Wollgast Künstler, Düsseldorf: Freiheit durch Selbstauflösung – Möglichkeiten und Grenzen der künstlerischen Urheberschaft

„Mehr Wertschätzung der künstlerischen Urheberschaft als mehr Einschränkung durch Rechtebewahrung. Wollgast spricht mir mit seiner persönlichen Sicht aus dem Herzen!“

„Wollgast nimmt den Urheber selbst in die Pflicht, wenn es darum geht, kreativen Umgang mit Bildern zu ermöglichen. Dabei zweifelt er nicht die grundsätzliche Vorhandenseins des Urheberrechts an.“

Podiumsgespräch mit Dr. Arie Hartog Direktor Gerhard-Marcks-Haus, Bremen, Nils PookerKünstler, Kiel, Dr. Angelika Schoder Kulturbloggerin, Hamburg, Nico Weber Filmemacherin & Produzentin, Berlin, Christoph Weiß Andri Jürgensen Rechtsanwälte, Kiel. Moderation: Roland Nachtigäller & Wolfgang Ullrich

Samstag, 15.09.

Dr. Ingrid Stoppa-Sehlbach Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW: Grußwort

Prof. Dr. Ellen Euler LL.M., Fachhochschule Potsdam: Visionen und Hoffnungen – Neue Formen der Gemeinfreiheit

Dr. Ulrike Lorenz Direktorin Kunsthalle Mannheim: Eroberung neuer Welten. Die Digitalstrategie der Kunsthalle Mannheim

„Erfahrungen machen und die Datenbasis verstärken. Ulrike Lorenz gibt Einblicke in die Visionen der @KunsthalleMA Die Ermächtigung der Besucher zur eigenen Kreativität steht dabei im Vordergrund.“



Dr. Jens Bortloff Vorstand Deutscher Museumsbund: Auf dem Weg zum neuen Gesamtvertrag mit der VG Bild-Kunst – ein Zwischenstand


Tanja Scheffler TU Dresden: Die Freiheit der Forschung im Zeichen des Bildrechts


Abschlussdiskussion mit Dr. Lucas Elmenhorst Rechtsanwalt, Berlin, Dr. Ulrike Lorenz Direktorin Kunsthalle Mannheim, Prof. Dr. Gerhard Pfennig Rechtsanwalt, Bonn/Berlin, Tanja Scheffler TU Dresden, John Weitzmann Wikimedia Deutschland Moderation: Roland Nachtigäller & Wolfgang Ullrich

Es war allen Beteiligten klar, dass man in den zwei Tagen nur weitere Impulse für den Diskurs der Bildrechte im Zusammenhang mit dem Digitalen geben konnte. Es ist wichtig, in dieser Richtung weiterzudenken und zu vernünftigen Anpassungen zu gelangen, die den Bedürfnissen der Rechteinhaber aber auch denen der Nutzer von digitalisierten Bildern gerecht werden können. Es war aber wichtig, dass man mal miteinander gesprochen hat. Und nun muss man weitersehen.


Im Nachgang zum Symposium machte Ellen Euler darauf aufmerksam, dass ein weiterer Beitrag von ihr zu Open Access, Open Data und Open Science aus der Publikation „Der digitale Kulturbetrieb.Strategien, Handlungsfelder und Best Practices“ online verfügbar ist. Ich bin gespannt, wie sich das Ringen um einen richtigen Umgang damit weiterentwickeln wird. Und freue mich über einen regen Austausch dazu.

Update: Angelika Schoder hat auf Musermeku einen ausführlichen Beitrag veröffentlicht, in welchem sie sich noch einmal besonders mit dem Thema „Embedding“ beschäftigt hat.

7 Replies to “Wem gehören die Bilder? Ein Symposium zu Bildrechten im Marta Herford versuchte Antworten zu finden.”

  1. Danke dir. Ich finde es gut, wenn wir das Thema möglichst breit auch noch ins Netz hinein streuen! Dein Beitrag hat das Ganze ja auch schon fachkundig kommentiert. Ich bin auch super gespannt auf alles Weitere.

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