Museumsbesuche in der Generation Z – überhaupt noch ein Thema?


Allgemein / Freitag, August 28th, 2020

Von Rebecca Müller

Im Rahmen eines digitalen Praktikums im Sommer 2020 bei Anke von Heyl war es eine meiner Aufgaben Umfragen zum Thema “Museumsbesuche in der jungen Generation” durchzuführen.

Was muss in der Zukunft verändert werden?

Netflix, YouTube, Instagram und Co. – das sind wohl die beliebtesten Freizeit-Lückenfüller der Generation Z. Museumsbesuche stehen da eher ganz hinten auf der Liste. Aber wieso eigentlich? Was könnten Museen anbieten und verändern, damit junge Menschen wieder gerne kulturelle Einrichtungen besuchen? Dieser Frage bin ich, Rebecca, selbst 18 Jahre, und somit Teil der jungen Generation, mit Hilfe einer Umfrage nachgegangen.

Ausstellungen regen die Kreativität an – letzten September in der Kunsthalle München

Museen sind bei vielen in der jungen Generation als „alt und verstaubt“ abgestempelt

Museumsbesuche – für viele verbunden mit gezwungenen Ausflugsideen der Eltern am Wochenende oder Exkursionen mit der Schule. Freiwillig besuchen immer weniger junge Menschen Museen, diese sind als „alt und verstaubt“ abgestempelt. Bei manchen mag dies ja zutreffen, aber gerade durch soziale Medien und den digitalen Raum werden im kulturellen Bereich so viele neue Möglichkeiten geschaffen. Das wissen aber viele überhaupt nicht, da nicht auf die Jugendlichen zugegangen wird. Das Angebot darf nicht nur den Gegebenheiten folgen, sondern muss viel mehr auf die junge Generation angepasst und deren Wünsche und Bedürfnisse wahrgenommen werden.

Fragen – Brainstorming

Eine Umfrage für junge Menschen von 15 bis 25

Also habe ich mir gedacht, dass ich mich direkt an die Zielgruppe wenden muss, sie befragen und ihren Ideen Raum geben. Aber auch die Umfrage sollte perfekt auf die jungen Menschen von 15 bis 25 zugeschnitten sein: schnell zu beantworten, kurzweilig, vielfältig und: kostenlos. Entschieden habe ich mich dabei für das Umfrageportal „surveymonkey“. Besonders auf den ersten Blick die perfekte Wahl: eine große Vielfalt in den Fragetools, es ist keine Anmeldung notwendig und den Link kann man easy über WhatsApp, Insta und Co. teilen. Auch bei der Fragestellung habe ich darauf geachtet, keine Fragen zu stellen, die Erwartungen oder Druck bei der Beantwortung wecken. Es sollte eine freie und ehrliche Antwortmöglichkeit geschaffen werden, die neue Perspektiven und Vorstellungen öffnen kann.

Medienvielfalt nutzen

Ich wollte aber verschiedene Medien nutzen und mich nicht nur auf eine Plattform begrenzen. So habe ich noch eine zweite Umfrage gestartet, auf Instagram –  “dem“ Kommunikationsmedium der jungen Leute – obwohl bei dieser Umfrage keine Altersgrenze gezogen wurde, jeder konnte teilnehmen. Hierbei habe ich mich für die beliebte und aktuelle Version eines Templates entschieden, bei dem die Teilnehmer einfach einen Screenshot der Vorlage machen mussten, ausfüllen und dann in ihrer Story posten. Es gab außerdem – ganz Instagram typisch – eine Verlosung, bei der drei glückliche Gewinner gezogen wurden.

Mit ehrlichem Interesse nach Bedürfnissen und Wünschen fragen

Die Fragen wurden überraschend ausführlich beantwortet und ich kann nun die Antworten von 40 Teilnehmern präsentieren. Natürlich ist dies keine representative Anzahl, aber Museen könnten sich durchaus überlegen, sich mit Umfragen dieser Art – noch ausgeweitet und speziell auf ihr Institut zugeschnitten – an junge Menschen zu wenden um zu erfahren, worin diese Entwicklungspotenzial sehen. Dass 72 Jugendliche teilgenommen haben, obwohl ich, als kleine Online-Praktikantin über keine große Reichweite verfüge, zeigt auch, wie gut es ankommt wenn wirklich, mit ehrlichem Interesse, nach ihren Bedürfnissen gefragt wird. So konnte ich herausfinden, dass beispielsweise die meisten der Befragten, etwa 48 %, gerne als Allein-Entdecker Ausstellungen erkunden. Auch, dass das Ambiente bei einem Besuch für die jungen Menschen sehr wichtig ist und im Durchschnitt 4,1 von 5 Sternen erreicht hat, deckt sich mit meinen Erwartungen. Interessant war auch, dass sich etwa 48% der Jugendlichen spontan für einen Besuch entscheiden und nur 8% wirklich vorher planen. Und obwohl etwa ein Drittel der Befragten nicht wusste, dass es online Angebote von Museen gibt, werden doch 38 % durch die digitalen Medien auf Ausstellungen aufmerksam. Aushänge in Bus, Bahn und Co. sowie Printmedien werden dagegen eher nicht wahrgenommen.

Hier könnt ihr nun Teile der Ergebnisse der Umfrage in Diagrammen näher betrachten.

Was ich außerdem als sehr interessant und fast am wichtigsten empfunden habe, war die Frage nach Anreizen oder Motivationsfaktoren, die die Befragten wieder in ein Museum locken würden. Hierbei war ich positiv überrascht von der Ausführlichkeit und Vielfalt der Beantwortungen. Vier Antworten sind hier nun exemplarisch aufgeführt. Dabei fällt aber eindeutig auf: Preis, Interaktives und Kontakt mit Menschen sind wichtige Faktoren – oder auch nur einfach jemand, der mitgeht.

“stärkere Rabatte bzw. Ermäßigungen für junge Menschen (Schüler, FSJler, Bufdis, Studierende,…) und evtl. mehr Angebote bei denen man direkt in Kontakt mit Menschen kommen kann“

„Spannende Inhalte, Unerwartete Perspektiven auf Bekanntes; Ausstellungen, die anregen unsere Welt zu hinterfragen. Aber ja, auch Filmabende oder Diskussionen sind toll.“

„Filmvorführungen in denen auch etwas über die Künstler berichtet wird, da sich viele junge Leute nicht für die Tafeln neben den Bildern und Kunstwerken interessieren und diese nicht unbedingt lesen.”

”Jemanden der mitgeht”

Leider muss man sagen, dass surveymonkey in der kostenlosen Version nicht für große Umfragen geeignet ist. Ich konnte nun lediglich 100 Beantwortungen erfassen, auch nur 10 Fragen stellen und von den 72 Teilnehmern konnten mir nur 40 Antworten angezeigt werden. Das ist wirklich sehr schade, denn die Upgrade Version ist für eine einzige Umfrage einfach zu teuer. Über die Teilnehmer kann ich keinerlei demografische Angaben machen, da die Umfrage anonym abgelaufen ist. Zu Beginn hatte ich noch überlegt nach Gender und Alter zu fragen, allerdings hätte dies den Rahmen der Fragenspanne gesprengt. Dennoch, meine Befragung kann hierbei als Anregung für Museen gesehen werden. Diese Art der Befragung ist eine gute Möglichkeit, näher an die jungen Menschen heranzutreten. Sich direkt an diese Fokus-Gruppe wenden ist aber natürlich auch bei Feedback Veranstaltungen denkbar, wenn junge Menschen in die Institution eingeladen werden und ein persönlicher Austausch stattfinden kann. Das ist eine Zukunftsvision, die sicherlich wieder mehr Jugendliche in die Museen locken würden.

Sich mit Kunst auseinandersetzen – auch wichtig für junge Menschen

Sich interaktiv mit Kunst auseinander setzen – so kann es funktionieren

Sich mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen ist wichtig, gar essenziell. Ich habe selbst gemerkt, dass für mich Kunst und Kunstwerke so viel lebendiger werden und mehr Interesse in mir wecken, wenn ich mich selbst interaktiv damit auseinandersetzen kann. Dies kann beispielsweise durch das Imitieren von Werken geschehen oder das Testen von verwendeten Materialien der Künstler – die Möglichkeiten sind endlos, man muss nur kreativ werden. Auch ich selbst habe gemerkt, dass mich die Umfrage wieder angeregt hat, diese kreativen Anstöße sind so bedeutungsvoll. Es war eine sehr interessante Erfahrung diese Umfrage durchzuführen und mehr über die Wünsche meiner Generation zu erfahren. Umso wichtiger ist es, dass sich Museen und Institutionen darum bemühen, wieder mehr junge Leute für sich zu gewinnen und deren Interesse zu wecken. Es muss zu ihrer Aufgabe werden, Möglichkeiten und Ideen zu entwickeln, wie dies geschehen kann – ein paar Anreize haben die Teilnehmer ja schon gegeben. Immer bleibt jedoch die Devise: Auf die Jugendlichen zu gehen, ihnen zuhören und dann mit ehrlichem Interesse Veränderungen vornehmen.

Wenn ihr noch Fragen oder Anmerkungen habt, freue ich mich sehr über eure Kommentare. Außerdem könnt ihr mich auch auf Instagram unter @kunst.stoeberin kontaktieren.

8 Replies to “Museumsbesuche in der Generation Z – überhaupt noch ein Thema?”

  1. Chapeau für diesen sehr gelungenen Artikel, liebe Rebecca! Ich finde es klasse, dass sich endlich einmal jemand aus der Generation Z selbst mit diesem spannenden Thema befasst. Denn wem könnte es besser gelingen, auf die Jugendlichen zu gehen, ihnen zuhören und mit ehrlichem Interesse Veränderungen vornehmen, wie du in deinem Text schreibst.

    Alles Gute weiterhin und Hut ab vor so viel Professionalität, wie du sie an den Tag legst! Da können sich manche älteren Kollegen wirklich eine Scheibe davon abschneiden 🙂

    Herzliche Grüße,

    Lena

    1. Liebe Lena,

      Vielen Dank für diesen lieben Kommentar. Es freut mich sehr zu hören, dass du den Artikel gerne gelesen hast. Ich bin Anke auch sehr dankbar, dass sie mir die Chance gegeben hat, darüber zu schreiben, für mich war es eine Freude.

      Danke auch für das viele Lob, ich fühle mich wirklich geschmeichelt.
      Beste Grüße,
      Rebecca

  2. Ich finde die Idee interessant, dass sich eine Schülerin mit dieser Fragestellung auseinandersetzen will. Jedoch sollte man das richtigen Proffessionals überlassen, die gelehrt darin sind Studien zu erstellen. die repräsentativ und aussagekräftig sind. Es gibt viele Museen, Institutionen der Museumsforschung und aus dem Bereich der Sozialwissenschaften, die sich damit auseinandersetzen und relevante Erkenntnisse aufbereiten.
    Wenn du Spass an dieser Art der Forschung und Ähnlichem hast rate ich zum Studium der Sozialwissenschaften, wo auch das Handwerkszeug bestens gelernt werden kann, denn auch die Fragestellung ist beispielsweise eine eigene Kunst. Ud dem voran sollte vor einer derarten Untersuchung auch eine ausreichende Literaturrecherche vorangehen. Also nur Mut – ab zu den Sozialwissenschaften!

    1. @Anna: Ich hätte mir eigentlich einen Kommentar erwartet, der auf die Inhalte der Umfrage eingeht. Nur darauf hinzuweisen, dass man das auch studieren kann, ist dann doch etwas mager. Der von Dir als professionell gelobte Bereich hat es bis jetzt ja anscheinend nicht geschafft, diese Fragestellung aufzugreifen und nützliche Erkenntnisse zu produzieren.

      @Rebecca: Danke für den Blogbeitrag! Deine Befragung zeigt, dass die sozialen Kontakte bei Museumsbesuchen eine wichtige Rolle spielen. Das passt zu meiner Beobachtung, dass bei vielen Onlineangeboten von Kultureinrichtungen in der Tendenz die erfolgreicher waren, bei denen Interaktion möglich war. Der Begriff der Partizipation wird ja schon seit vielen Jahren bemüht, oft werden die dahinter stehenden Bemühungen der Idee, andere miteinzubeziehen, nicht gerecht.

      Carmen Mörsch hat in ihrem Artikel „Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen: Die documenta 12 Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation“ den transformativen Diskurs erwähnt, über den sich Museen und Besucher*innen gemeinsam weiterentwickeln können. Wenn man in diese Richtung weiterdenkt, kann man nicht nur die Generation Z erreichen.

      1. @Christian: genau das ist aber der Fall! Wenn man einmal wissenschaftluche Studien sucht, findet man genau zu dieser Frage mehr als genug Veröffentlichungen!
        Suchen Sie selbst! Und nicht nur solche lächerlichen Paper. Und es gibt für Besucherforschung sogar jährlich ne Studie, wie kommt sowas?
        Ach nee, sie brauchen ja keine Wissenschaftler wenn jedes Kind ohne Ahnung meint Arbeit von Profis könnte es übernehmen :‘)
        Das soziale Norm und Interaktion einen relevanten Effekt wurde auch schon in so vielen studys erwähnt. Das hier ist lächerlicher Humbug.

    1. Ich hab Besseres zu tun also solchen Laien zu erklären, wo sowas zu finden ist. Es gibt unter Veröffentlichungen in Fachjournals auch Google Scholar als Suchmaschine, und wenn sie einmal in Google selbst eingeben würden um das Institut für Besucherforschung/ Museumsforschung zu finden, übersteigt das wohl ihre Fähigkeiten. Da habr ich einen wertvollen Tipp hinterlassen, dass sie sich nun weiterbilden können 😉 (Die Ahnungslosigkeit der breiten Masse ist wirklich erstaunlich).
      Hier dann Mansplaining zu betreiben ist das Einzige was Ihnen wohl bleibt. Als ob jeder Wissenschaffende jedem Laien online Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten erklären müsse. Das Internet bietet die Möglichkeit selbst auf sowas zu kommrn und offline gibt ea auch Bibliotheken, falla sie das noch nie gehört haben.
      Unglaublich.

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