Kulturpolitik als Kunst und Wissenschaft


Allgemein, Transformation, Veranstaltungen / Mittwoch, April 26th, 2023

Dieser Bericht fasst das Symposium »Schöne Wahrheit – wahre Schönheit! Kulturpolitik als Kunst und Wissenschaft« zusammen, das die Kulturpolitische Gesellschaft am 14. April 2023 anlässlich des 65. Geburtstages von Prof. Dr. Oliver Scheytt in der Kreuzeskirchen in Essen veranstaltete. Es war ein spannender Abend, ein Treffen vieler kulturpolitisch aktiver Menschen, ein Abend, der auch mit einigen überraschenden Momenten aufwartete.

Muchtar Al-Ghusain, der Beigeordneten für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen und Mitglied im Vorstand der Kulturpolitischen Gesellschaft begrüßte die gut 120 Teilnehmenden in der Kreuzeskirche, die als Ort des Geschehens eine zentrale biografische Bedeutung für Oliver Scheytt hat, da sein Vater hier einst Kantor gewesen ist. Folgerichtig gab es dann die Rahmung des Symposiums durch das Orgelspiel von Andy von Oppenkowski. Es war großartig, welch einen Klangraum ein Instrument mit beeindruckenden 70 Registern erzeugen kann. Während man der Musik lauschte, konnte man zudem das von James Rizzi gestaltete Kirchenfenster betrachten – ein Genuss von viel Schönheit!

Dr. Tobias Knoblich, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. Foto: Alexandra Roth

KuPoGe-Präsident Dr. Tobias J. Knoblich stellte in seiner Keynote heraus, dass Kulturpolitiker:innen idealerweise durch einen kritischen Geist gelenkt werden und attestierte Scheytt in diesem Sinne eine maximale Bodenhaftung – ein entscheidender Faktor im Hinblick auf die gesellschaftsgestaltende Funktion von Kulturpolitik. „Die gute Praxis macht uns gut!“, betonte Knoblich und verwies darauf, dass eine gute Kulturpolitik auch Geschmacksbildung sein könne. Im Zentrum stünden immer die Künste und die ästhetische Freiheit berge zudem eine ungeheure Kraft – vor allem wenn es um Veränderung gehe.

Beim Impuls von Olaf Kröck, dem Intendanten der Ruhrfestspiele spielte »Wahrhaftigkeit und Respekt« eine wichtige Rolle. „Rage und Respekt“ – so lautet das Motto der diesjährigen Ruhrfestspiele mit Blick auf die Menschen, die aufstehen und protestieren aber auch solidarisch untereinander sind. Es war ein sehr berührender Moment, als Kröck das Lied aus seinem Handy anspielte, das mittlerweile zur Hymne der iranischen Protestbewegung geworden ist. Er sprach die Übersetzung dazu und zeigte eindrücklich, dass eben genau dies Wahrhaftigkeit sein kann: ein Moment der Solidarität, in dem viel Schönheit lag.

Ein moderiertes Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Carola Lentz (Präsidentin des Goethe-Instituts) und Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Präsident der Kunststiftung NRW) machte sich auf die Suche nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit in Kunst und Wissenschaft. Zu allgemeiner Erheiterung führte die Tatsache, dass Prof. Lentz ChatGPT befragt hatte, was Carola Lentz unter Wahrheit verstehe. Hier bediente sich die KI natürlich den im Netz vielfältig zugänglichen Publikationen. Sternberg verwies im Zusammenhang mit der Suche nach Wahrheit im Kulturbereich auch auf die Aufgabe von Kulturinstitutionen, hier eine entsprechende Orientierung zu bieten.

Ein Austausch zwischen Asli Sevindim (Abteilungsleiterin Integration, Ministerium NRW) und Prof. Dr. Oliver Scheytt zeigte auch diese Vorstellung von Wahrheit auf: es sei ihm immer darum gegangen, die Realität ein bisschen zu verändern. Denn die Wahrheit alleine sei nichts ohne die Ethik. Am Ende sei es eine Frage der Haltung und das Verständigen auf gemeinsame Werte, so Scheytt.

Prof. Dr. Oliver Scheytt im Gespräch mit Asli Sevindim, Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW. Foto: Alexandra Roth

Zum Abschluss gab es noch eine Überraschung: Dr. Norbert Sievers trat ans Pult und blickte zurück auf die Jahre mit Oliver Scheytt als Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, die auch den Beginn einer neuen Kulturpolitik markierten. Auch jetzt, so Sievers, sei wieder Kopf- und Diskursarbeit notwendig, denn Vieles müsse auf den Prüfstand. Und er schreibe es Oliver Scheytt und seinen kulturpolitischen Setzungen zu, dass man dafür gut gerüstet sei. Zum krönenden Abschluss des Abends erfolgte dann die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Kulturpolitischen Gesellschaft an Prof. Dr. Oliver Scheytt.

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