Wege einer App


Allgemein, Digitalisierung, Kulturvermittlung / Donnerstag, Februar 5th, 2015

Und wieder möchte ich euch eine Geschichte aus meinem schönen Netzwerk erzählen. Die fing ungefähr so an: Thomas an Anke – Du solltest unbedingt mal mit Tim sprechen. Was ihr miteinander unternehmen könntet, müsst ihr dann selbst rausfinden!

Solche Anregungen wecken meinen Ehrgeiz. Und da ich noch mitgeliefert bekam, dass Tim Teil eines Startup-Unternehmens für die Entwicklung einer neuen App ist, beschloss ich spontan, ihn zu treffen. Heute berichte ich darüber, was daraus geworden ist bzw. noch werden kann.

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Von links: Witali, Björn, Tim und Niko. Die Macher von bubble it!

Apps und Kulturvermittlung – das ist mein Stichwort! Mich interessiert, was man mit den technologischen Errungenschaften anstellen kann. Und da freue ich mich immer sehr, wenn mir Menschen begegnen, die auf der Technik-Klaviatur spielen können. Eigene Erfahrungen mit einem Konzept für eine App habe ich vor einigen Jahren mit Pausanio gemacht. Wir haben bei diesem Experiment sehr viel gelernt. Ich vor allem, dass es irre viel Ressourcen frisst, so eine App zu machen!

Aber nun zu den Machern der Bubble-App (hier geht es zu ihrer Facebook-Seite). Vielen Dank für eure Bereitschaft zu einem kleinen Interview. Vielleicht stellt ihr euch kurz vor. Was macht ihr und was ist eure App-Idee.

Tim: Hi wir sind Björn, Niko, Witali und Tim und arbeiten seit November 2013 an bubble it!, einer App, die es dir ermöglicht die Ereignisse in deiner Umgebung live zu verfolgen oder auch Ereignisse die du selber siehst, deiner Umgebung mitzuteilen.
Niko: Das Ganze basiert auf einer Karte, die sich dynamisch verändert, je nachdem für wie relevant die Nutzer der App einzelne Bubbles halten.
Björn: Bubbles können Fotos, Kommentare und in ein paar Monaten auch Videos sein, die von Nutzern vor Ort erstellt wurden und eine Idee geben was dort passiert.
Witali: Eine Bubble ist im Prinzip ein Fenster in die Realität, durch das man hindurchschauen kann. Es eröffnet die Möglichkeit mit den Leuten vor Ort zu kommunizieren.

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Ich habe ein bestimmtes Bild von Startupern – mal schauen, ob das auch der Wirklichkeit entspricht ? Sie sind jung, arbeiten richtig viel und haben eine Vision, die sie unabdingbar verfolgen. Da lassen sie sich auch von Misserfolgen nicht abhalten und versuchen stets, ihre Idee zu optimieren. Ist das ein Mythos, oder trifft das auch auf euch zu?

Tim: Das Bild ist an sich richtig. Wir versuchen hier mit 4 Leuten etwas aufzubauen, dabei fehlt es natürlich überall an Ressourcen. Und natürlich muss man da früh aufstehen und bestimmt länger bleiben als vielleicht als Angestellter. Aber ganz ehrlich, man hat die Möglichkeit an seinen eigenen Träumen zu arbeiten, was ein unglaubliches Geschenk ist.
Niko: Wir haben einfach Lust und es ist speziell jetzt, wo die ersten Nutzer hinzukommen jeden Tag spannend, da schaut man auch nicht auf die Uhr.
Witali: Gerade als Gründer arbeitest du mit genau den Leuten zusammen, die du dir ausgesucht hast, die dich inspirieren oder faszinieren, von denen du was lernen kannst oder mit denen du einfach richtig gut zusammen arbeitest. Natürlich knallt das auch mal richtig, aber das ist doch normal in so einer Familie (lacht).
Björn: Man hat immer Hoch und Tiefphasen, da muss man wirklich Lust drauf haben, weil die Tiefphasen, speziell wenn es finanziell knapp wird, eben auch richtig wehtun können. Es ist eben ein Abenteuer, manchmal steht man nass im heftigsten Sturm und dann scheint die Sonne wieder wenn du den nächsten großen Schritt machst. Es muss einem nur bewusst sein, dass man viele Schritte benötigt.

Wenn ich eure Idee richtig verstanden habe, so möchtet ihr eine Plattform schaffen, die einen Stadtplan der besonderen Art zeigen kann. Er wird sozusagen lebendig und man verfolgt in Echtzeit, wo gerade eine spannende Veranstaltung stattfindet. Unternehmen wir mal eine kleine Zeitreise. Wie hat sich die App in fünf Jahren entwickelt?

Witali: Oh, fünf Jahre sind viel. Aber letztendlich sollte man die App öffnen und wir empfehlen dir anhand deiner Angaben wo und mit welcher Bubble du dich am besten vernetzt, was gerade für dich spannendes um dich herum passiert. Egal wann du dich wo befindest.
Niko: Wir zeigen dir außerdem weltweit die wichtigsten Ereignisse und deren Entwicklungen. Und das alles eben von echten Nutzern, wenn man also die Masse sieht, sehr authentisch und unabhängig. Man muss sich die App und den Live-Charakter eben auch mal in politisch brisanterem Umfeld vorstellen.

Wie wichtig ist euch die Interaktion? Wie steht ihr zum Thema Bewertung? Ist das etwas, was ihr in eurer Entwicklung mitdenken wollt? Oder hängt das von der Kreativität der User ab? Also von dem, was eingebracht wird.

Björn: Ich denke das Thema Interaktion und Bewertung sind Schlüsselfeatures unserer Applikation. Witali hatte ja eben das Fenster in die Realität angesprochen. Das Besondere ist ja, dass eine Bubble nicht nur ein Foto ist, sondern sich sofort ein lokales Forum öffnet, durch das man mit den Leuten vor Ort kommunizieren kann.
Tim: Und Bewertung ist ja auch schon in der App eingebaut. Je mehr Leute eine Bubble für relevant halten, indem sie in die bubble „reinbubblen“, desto höher erscheint sie in den sogenannten Feeds (Liste mit den bubbles) und desto länger ist sie auf der Karte zu sehen. Es ist also schon von der Nutzermasse abhängig, wie sie welche Bubbles bewerten, die dann entsprechend mehr Nutzern angezeigt werden.

Ihr wollt mit eurer App auch Kultur sichtbar machen, richtig? Was fehlt eurer Meinung nach im Kulturbereich? Vor allem im Hinblick auf ein jüngeres Publikum, zu dem ihr ja auch gehört?

Witali: Wir sind der Ansicht, dass jeden Tag speziell in urbanen Gegenden unglaublich viele spannende Dinge passieren, die jedoch für den Otto-Normalmensch nicht sichtbar sind.
Tim: In den heutigen sozialen Medien muss ich erst einmal etwas kennen um darüber informiert zu werden wie zum Beispiel durch „Gefällt mir“ klicken auf Facebook. Wir wollen aber die Möglichkeit geben, zu inspirieren.
Björn: Egal ob Straßenkonzert, Poetry Slam, Galerieeröffnung oder Museumsnacht, bubble it! ist ein Kanal der es möglich macht, die Menschen in der direkten Umgebung über spannende bzw. wichtige Ereignisse zu informieren.
Niko: Damit wollen wir natürlich auch vor allem den Kreativen unserer Gesellschaft einen neuen Kanal geben, um Ihre Arbeit sichtbarer zu machen.

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Wenn jeder von euch einen Wunsch frei hätte – welcher wäre das? Im Hinblick auf die App natürlich

Tim: Haha, spannende Frage, jetzt gerade ganz konkret? Eine Optimierung der Hashtagging-Funktion hin zu einer einfachen dynamischen Kategorisierung, damit man einfacher suchen und finden kann und natürlich das entsprechend viele Leute die die App in Köln nutzen. Ich wünsche mir also eine Karte, auf der ich ein Hashtag eingebe und ich mit den dazu passenden relevanten Ereignissen und entsprechenden Menschen verbunden werde. Mir persönlich wäre dann der Hashtag „Livemusik“ mein bester Freund (grinst).
Björn: Wenn sich auch nur ein paar Leute über die App zusammen finden, sich kennen lernen wenn sie sonst alleine gewesen wären, Erlebnisse haben die sie sonst nicht gehabt hätten, dann hat sich die Arbeit denke ich schon gelohnt. Und das wünsche ich mir.
Witali: Das irgendwann jemand zu mir kommt und mir sagt: Ohne euch wäre mir das nicht passiert, Danke.
Niko: Ich würde gerne die App aufmachen und dann soll sie mir sofort die Infos zeigen, die ich gerne haben würde.

Ganz lieben Dank für eure Antworten. Klingt alles sehr aufregend und ich wünsche euch ganz viel Erfolg.

An dieser Stelle möchte ich als Denkanstoß für Kulturinstitutionen in die Runde werfen: wie kann man sich solche vorhandenen Technologien zunutze machen. Als Foursquare noch gut war, habe ich überlegt, wie man dort mit bestimmten Inhalten Wegstrecken zu Kunst und Kultur kuratieren könnte. Leider konnte ich das nie zuende denken.

Und seit ich die Bubble-App-Idee kennenlernte, schwirren meine Gedanken erneut in diese Richtung. Die App ist ja noch in der Beta-Version. Besonders spannend, weil man da viel ausprobieren kann! Einen ersten Versuch haben wir schon bei den Passagen gemacht. Und am kommenden Samstag werden wir Teilnehmer einer Stadtrallye live mit der Bubble-App durch die Kölner Altstadt schicken. Die Idee ist, via „Live-Chat“ in den von den Mitspielern angelegten Bubbles Quizfragen zu stellen, Antworten zu geben und dann neue Infos zu vermitteln. So werden sie von einem Punkt zum anderen geschickt. Bin schon sehr gespannt! Wer von euch Lust und Zeit hat, kann sich gerne noch anmelden!

Ich finde übrigens die Idee, mit Live-Kommentaren zu interagieren, gar nicht so verkehrt! Am letzten #followamuseum Day gab es zum Beispiel mit dem Museum Kunstpalast auf Twitter einen sehr konzentrierte und schönen Austausch über Bilder des Museums. Da wurde eine Uhrzeit kommuniziert und los ging‘s … Ich kann sehr viel Fantasie in diese Richtung entwickeln. Geht es euch genauso? Ich werde hier gerne ergänzen, welche Erfahrungen wir bei der Stadtrallye machen.

twitter_museumKunstpalast1   twitter_museumKunstpalast

4 Replies to “Wege einer App”

  1. Vielen Dank fuer dieses interessante Interview und den Hinweis auf diese wirklich tolle App! Fuer mich stellt sich immer die Frage, wie Museen ihre Relevanz im taeglichen Leben aufzeigen koennen und auch aktuell am Geschehen teilnehmen/darauf reagieren. Hierzu scheint mir diese App tolle Moeglichkeiten zu oeffnen: es passiert wo was…das Museum kann gleich mitreden/teilnehmen/etwas anbieten, das fuer Interessierte relevant ist. Bitte halte uns auf dem Laufenden, wie sich die App entwickelt und benutzt wird! Danke!

    1. Liebe Nicole,
      ja, ich finde die Nutzungsmöglichkeiten auch spannend. Vor allem im Hinblick auf Audience Development. Man bewegt sich ja sonst oft so in einer geschlossenen Community von Leuten, die eh schon Museumsfans sind.
      Eine große Herausforderung wäre es nun, diejenigen anzusprechen, die noch gar nicht wissen, dass es das Museum gibt 🙂 Und noch viel weniger, dass da tolle Dinge passieren. Da ist natürliche eine gut funktionierende Kommunikation gefragt!

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